Wenn Kreative Geld brauchen …

Mittwoch, 3. August 2011 by KSA

Im Vorfeld des diesjährigen INVESTFORUMS Sachsen-Anhalt (Anmeldeschluss für Kapital suchende Unternehmen: 15. August 2011) sprach Christian Musfeldt, Investment Manager bei DuMont Venture, über die Möglichkeit für Unternehmen der Kreativwirtschaft, mit Hilfe von Risikokapital ihre Geschäftsideen zu realisieren oder weiterzuentwickeln.

Herr Musfeldt, 50 Prozent der Unternehmen aus dem Bereich Kultur- und Kreativwirtschaft glauben nicht daran, dass irgendeine Form von externer Finanzierung für sie infrage kommt. Sind Kreative zu ängstlich, was dieses Thema angeht?
Nein. Es kommt auf die Ziele an, die der kreative Unternehmer verfolgt. Ferner muss das Unternehmen, insbesondere das Geschäftsmodell für eine Venture Capital (VC) Finanzierung geeignet sein. Nur wenn beides in Richtung VC zeigt, sollte VC überhaupt nur in Erwägung gezogen werden. Beispielsweise mag eine kreative Agentur die Partner und Mitarbeiter prima ernähren, sie ist aber in den seltensten Fällen VC geeignet.

Welche Branchen der Kreativwirtschaft hat DuMont Venture im Fokus?
Uns interessieren alle im Internet abbildbaren Geschäftsmodelle. Dabei hat sich wiederum ein Schwerpunkt auf den Business-2-Consumer Markt herausgebildet.

Mit welchen Chancen und Risiken muss ein Unternehmen rechnen, was sich auf Sie einlässt?
Die wesentlichen Chancen und Risiken liegen im Geschäftsfeld des Unternehmens und im Unternehmen selbst begründet. Wir bieten dabei durch unser Investment von Zeit und Geld die zusätzliche Möglichkeit, aus Idee und Team ein echtes Wachstumsunternehmen zu machen. Die Kehrseite der Medaille ist, dass wir uns nicht damit begnügen, ein kreatives Agenturgeschäft, um bei dem obigen Beispiel zu bleiben, zu finanzieren. Wachstum und Skalierung stehen klar im Vordergrund.

Viele Kreativunternehmen verfügen nicht einmal über einen Businessplan. Ist der fehlende BP ein Ausschlusskriterium für eine VC Finanzierung?
Nein. Wir erwarten eine strukturierte Vorstellung und eine klare Vision des Gründerteams. Das kann besser in einer zehn- bis 15-seitigen Präsentation und einer Excel-Datei gezeigt werden als in einem klassischen Businessplan.

38 Prozent der Kreativ-Unternehmen haben keinerlei Sicherheiten für Kredite. Reicht Ihnen die geniale kreative Idee als Sicherheit?
Unser Geschäft basiert nicht auf Sicherheiten, sondern auf Teams und Ideen. Wir erwarten ein Team mit vollem Commitment und müssen uns bei unserem Einstieg auf die Basis, die beispielsweise technisch oder betriebswirtschaftlich geschaffen wurde, verlassen können. Das bedeutet, dass Gründer nicht umhin kommen, Garantien abzugeben, die im Verletzungsfalle auch zur persönlichen Haftung führen können.

In welcher Phase der Unternehmensentwicklung werden VC Deals abgeschlossen?
Für eine VC Finanzierung muss das Produkt am Markt sein und idealerweise werden erste Umsätze bereits erzielt. Der VC will einerseits sehen, ob überhaupt ein skalierbares Geschäftsmodell vorliegt, und andererseits, ob das Team dieses auch auf die Straße bringen oder exekutieren kann. Auch das weitere Wachstum kann von VCs finanziert werden. Um jedoch den Schritt von der Idee hin zu Marktgängigkeit zu vollziehen, müssen sich Gründer an Seed-Investoren und Business Angels wenden.

Beschreiben Sie bitte kurz Ihre Vorgehensweise im Vorfeld eines Investments!
Wir erhalten jährlich über 700 Investmentanfragen. Wir treffen anhand der übersandten Unterlagen eine Vorauswahl und entscheiden, ob wir das Team bitten, uns die Idee zu präsentieren. Wir steigen danach entweder tiefer in die Prüfung ein oder erteilen eine Absage. Sollte unser Eindruck weiterhin positiv sein, werden wir ein Term Sheet entwerfen und letztlich nach Abschluss einer Due Diligence Prüfung das Investment eingehen. Zeitlich liegen im Idealfall zwischen Anfrage und Investment drei Monate. DuMont Venture investiert durchschnittlich in fünf Unternehmen pro Jahr.

Inwieweit mischen Sie sich in strategische Entscheidungen während der Beteiligungsphase ein?
Wir verhalten uns bei operativen Entscheidungen wie jeder andere Gesellschafter auch. Wir mischen uns insoweit weder mehr noch weniger ein als andere. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Gründer in solchen Situationen von ihrem Investor mehr erwarten. Wir haben unsererseits über die Jahre und die Vielzahl unserer Investments einen gewissen Erfahrungsschatz gesammelt. Darauf kommt es den Gründern an. Davon wollen die Gründer profitieren. Wir sind dann gern behilflich.

Was passiert bei einem Exit?
Bei einem Exit verkaufen in der Regel die Investoren all ihre Anteile gegen Geld, selten im Tausch gegen Anteile am Unternehmen des Käufers. Der Exit ist aus Investorensicht in der Durchführung meist einfach. Die viel spannendere Frage ist, wie die Gründer dabei wegkommen. Können auch sie schon heute all ihre Anteile verkaufen? Wenn nein, wann dann? Wenn ja, zu welchem Preis? Soll auf den Wert heute oder erst in ein paar Jahren abgestellt werden? Wie lange bleiben die Gründer dem Unternehmen nach dem Verkauf erhalten?

Wie finden Kreativunternehmen den Richtigen VC Geber?
Sie sollten zunächst im Internet recherchieren, welche VCs tatsächlich in ihrem Geschäftsfeld aktiv sind. Sind auf diese Weise geeignete VCs identifiziert, sollten die Gründer ihr Netzwerk durchforsten, um Geschäftspartner, Bekannte usw. ausfindig zu machen, die schon im Kontakt zu diesem VC stehen. Über diese sollte dann der Erstkontakt hergestellt werden. Außerdem sollten Gründer möglichst früh und nicht erst, wenn das Geld ausgeht, den Kontakt zu Kapitalgebern herstellen. Natürlich können Sie sich auch einfach beim INVESTFORUM Sachsen- Anhalt anmelden (Anmeldeschluss: 15. August). DuMont Venture wird am 14. und 15. September 2011 auch in
Halle (Saale) vertreten sein.

Haben Sie bereits einen Deal in Sachsen-Anhalt abgeschlossen?
Nein. Leider.

Herr Musfeldt, wir danken Ihnen für das Gespräch!

www.kreativmotor.de

Foto: www.christianmusfeldt.com

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