DIE GANZE WELT ZUM SPIELPLATZ MACHEN

20. Oktober 2021

Das „Büro für Sinn und Unsinn“ aus Halle (Saale) hat mit dem Spielideen-Automaten den zweiten Preis beim BESTFORM-Award 2021 gewonnen. Die kreativen Köpfe aus Sachsen-Anhalt erzählen uns, was dahintersteckt und warum Spielen ein Leben lang wichtig ist. 

Wer ist das Büro für Sinn und Unsinn? Wie kam es, dass ihr Euch zusammengeschlossen habt?

Wir sind Willy Dumaz, Charlotte Janus, Lea Sonder und Max von Elverfeldt, und uns verbindet die Begeisterung für das Spielerisch-Verrückte. Wir entwickeln Ideen, Konzepte und Prototypen, zum Beispiel für Spielgeräte, Spielobjekte oder Gesellschaftsspiele. Wir haben zusammen Spiel- und Lerndesign an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle studiert. Unsere Fähigkeiten ergänzen sich gut: Neben dem Wissen aus dem Studium haben wir auch Kompetenzen im UX-Design und in der Produktgestaltung. So wurden aus unseren gemeinsamen Projekten in der Uni nach und nach immer größere Aufträge. Wir arbeiten mit Partner*innen aus Multimedia-Design, Programmierung und Handwerk zusammen, setzen unsere Konzepte oft selbst um oder begleiten die Herstellung. Unsere Auftraggeber*innen sind meist Museen und Ausstellungsteams, mit denen wir gemeinsam Spielideen und interaktive Exponate entwickeln, die Lerninhalte erlebbar, spannend und visuell ansprechend kommunizieren. Neben der Arbeit mit den Kunden versuchen wir uns Zeit zu nehmen, unsere eigenen Spielideen zu entwickeln. So ist auch der Spielideen-Automat entstanden.

Ihr habt mit Eurem Spielideen-Automaten den zweiten Preis in der BESTFORM-Runde 2021 gewonnen. Wie würdet Ihr Euer Produkt beschreiben?

Der Spielideen-Automat ist eine schrullig, aber freundlich dreinschauende Kiste mit grünem Hut und einem zylindrischen Standbein in Größe eines kleinen erwachsenen Menschen. Sein Gesicht besteht aus Knöpfen, Schaltern und Drehschaltern, blinkende Lichtpunkte umrahmen sein Gesicht. An den Schaltern können Benutzerinnen und Benutzer die Spieldauer, Altersspanne und Anzahl der Spielerinnen und Spieler einstellen und eine Kategorie auswählen. Nach diesen Angaben spuckt der Automat dann die perfekte Spielidee auf einem Kassenbon aus.

Woher kam die Idee?

Im Rahmen eines Stipendiums der Kunststiftung Sachsen-Anhalt haben wir uns in einem Projekt namens „Future Playground“ mit der Zukunft des Spielplatzes und der Integration elektronischer Elemente in Spielgeräten auseinandergesetzt. Wir haben uns gefragt, wie man mit elektronischen Elementen das Spielen im öffentlichen Raum und auf dem Spielplatz bereichern kann. Dabei wollten wir freies, kommunikatives und kreatives Spiel fördern. 

Der Spielideen-Automat war dann eher ein Nebenprodukt unserer Spielplatz-Entwürfe. Wir wollten eine Art Spiele-Orakel bauen, das die perfekte Spielidee für die Gruppe, den Ort und den Moment verkündet. Die Idee war, ohne viele Hilfsmittel Interaktion, Spiel und Spaß zu ermöglichen – so wird die ganze Welt zum Spielplatz. Auf BESTFORM haben uns dann unsere Bürokolleginnen von A.muse aufmerksam gemacht, die 2019 Finalistinnen waren.

Hat sich seitdem BESTFORM-Gewinn etwas für Euch verändert?

Wir haben uns über den Award riesig gefreut. Auch wenn wir vorher schon viel tolles Feedback von den Anwender*innen bekommen haben, ist es doch eine besondere Ehre, eine Auszeichnung zu erhalten. Darauf sind wir sehr stolz. Der Preis hat uns viel Anerkennung und zusätzliche Aufmerksamkeit gebracht. Auch unsere Auftraggeber*innen nehmen das wahr – und nicht zuletzt stärken solche Auszeichnungen auch immer das Selbstbewusstsein und den Zusammenhalt im Team.

Was sind die nächsten Schritte für den Spieleideen-Automat?

Es gibt immer wieder Anfragen, zum Beispiel von Museen oder anderen Bildungsträgern, die individualisierte Exemplare fertigen lassen möchten. Ansonsten arbeiten wir daran, den Automaten für den öffentlichen Raum weiterzuentwickeln – wir haben zum Beispiel gemeinsam mit der Deutschen Bahn begonnen, einen speziell an den Kontext „Bahnhof“ angepassten Automaten zu erproben. Das Feedback war toll, wir mussten den Versuch wegen der Pandemie aber zunächst unterbrechen. Fokus des Büros für Sinn und Unsinn ist allerdings die Konzeption und Umsetzung neuer Spielideen. Wir lieben es, uns in neue Themen und Inhalte hineinzudenken und sie in spielerische Form zu bringen. Wir freuen uns aber natürlich, wenn zum Beispiel Hersteller*innen von Spielgeräten oder Unternehmen wie die Deutsche Bahn auf uns zukommen und Lust haben, unsere Produkte gemeinsam mit uns weiterzuentwickeln und zu vertreiben.

Euer Wort zum Abschluss.

Wir freuen uns sehr, dass das Thema Spielen inzwischen als wichtiger Bestandteil von Entwicklung und Leben begriffen wird. Es ist toll, dass auch die BESTFORM-Jury dem Thema einen hohen Stellenwert einräumt. Wir denken: Fast alles im Leben kann auch spielerisch entdeckt, erlebt und vermittelt werden. Spielen ist wichtig – ein Leben lang.

 

Weitere Informationen findet ihr unter kreativ-sachsen-anhalt.de/Bestform-2021 und unter bürofürsinnundunsinn.de

Foto: MDR/Sabrina Gebauer