Web Design Trends 2015

Dienstag, 23. Dezember 2014 by Steffen Jany

Zum Ende des Jahres habe ich mich noch einmal mit dem Thema Web Design Trends für das Jahr 2015 befasst. Prägend für 2014 waren vor allem Entwicklungen im Responsive Web Design, wie zum Beispiel im Bereich der Off-Canvas-Nutzung. Auch Webseiten mit Parallax-Scrolling und dem oft damit einhergehenden One-Page-Design konnten einen Siegeszug verbuchen. Auch die Nutzung von Webfonts und UI-Elementen im Flat-Design hat unsere Ansicht nach zugenommen, während die massive Verwendung von Icons eher der Vergangenheit angehört.

Was kann man 2015 erwarten? 

Laura Kastenholz schreibt dazu auf webmagazin.de “Das Jahr 2015 steht eher im Zeichen der Optimierung, statt der bahnbrechenden Neuerungen.” Statt das Rad neu zu erfinden, stehen ihrer Ansicht nach konsequente Weiterentwicklungen bzw. verstärkte Anwendung bestehender Trends auf der Agenda. Am Beispiel zunehmender Microinteractions, wie beispielsweise kleiner Pop-Up-Fenster zur Produktbewertung oder Newsletteranmeldung, steht für Kastenholz zur Frage, ob diese Entwicklung sich wirklich immer positiv auf die User Experience auswirken. Hier dürfte wohl weder ein klares Nein noch ein klares Ja die Antwort sein. Letztendlich dürfte - wie bei allen Entwicklungen - wie immer die Konzeption und kontinuierliches Usability Testing von entscheidender Rolle sein. 

 

Für 2015 haben ich mir 3 Trends herausgesucht und möchten diese im Folgenden vorstellen: 

Responsive Design, Card Design, Retina und Multi-Screen-Umgebung 

Eine Rückentwicklung an dieser Stelle muss wohl nicht befürchtet werden. Die Zahl unterschiedlicher Devices und damit einhergehender Auflösungensvarianten und Bildschirmgrößen wird sich mit mit viele neuen Produkten weiter erhöhen. Herausforderungen liegen hier eher in Teilbereichen. Aktuelle Webtechnologien erlauben Webseiten schon jetzt viele Features, die vorher Apps vorbehalten waren (Beispiel: Navigationsfunktionen). Während Apps in der Regel für jedes Device genau angepasst werden müssen, dürften Responsive Seiten zunehmend eine starke Alternative zur App-Entwicklung werden. 

 

Retina-Displays werden sich 2015 weiter etablieren. Wo Icon-Fonts und SVG-Grafiken schon jetzt gestochen scharfe Darstellungen für unterschiedliche Devices liefern, wird auch die daran angepasste Darstellung anderer Grafikformate eine starke Rolle spielen.

 

Das Card Design kann als logische Konsequenz responsiver Ansätze gesehen werden, die auf Basis vordefinierter Grid-Layouts - wie zum Beispiel bei Bootstrap - realisiert werden. Die Kachel-Optik lässt sich leicht für verschiedene Darstellungen adaptieren, bietet in der Regel eine gute Übersicht und vor allem eine schnelle Erfassbarkeit der Inhalt für die so genannte TL;DR-Generation, wie auch econsultancy.com konstatiert. Ihrem Résumé “We'll certainly be seeing a lot more of them in the years ahead.” würde ich mich daher anschließen. Eine Herausforderung stellt hier meiner Ansicht nach die Strukturierung bzw. Priorisierung von Inhalten dar. 

 

Ansätze wie “mobile first” zeigen, dass die Stoßrichtung des Responsive Design lange Zeit vor allem auf die kleinsten der kleinen Geräte fokussiert war. Im Zuge einer sukzessive stärker werdenden Verbreitung von internetfähigen TV-Geräten (auch aktuelle Konsolen-Generationen lassen TV und Internetangebote miteinander verschmelzen) gewinnt auch die Skalierbarkeit der Inhalt auf diese Medien eine größer werdende Bedeutung. Spielt sich zum Beispiel der so genannte Couch-Commerce zur Zeit vor allem auf Tablets ab, könnten auch TV-Geräte als PoS oder Second-Screen im E-Commerce zukünftig an Bedeutung gewinnen. Schon jetzt skalieren einige Angebote über zusätzliche Breaking-Points nach oben. 

 

Ich sehe hier eine Herausforderung darin, die Inhalt in der Darstellung weiter so zu optimieren, das eine gute Lesbarkeit auch bei einer Entfernung von ca. 2 bis 3m gegeben ist. Während wir auf anderen Geräten scrollen, swipen und andere Gästen zur Steuerung nutzen, sind Bedienkonzepte am TV-Gerät in einer spannenden Entwicklungsphase. Abseits der Fernbedienung verschmelzen an dieser Stelle bereits schon heute verschiedene Devices und lassen TV-Geräte zum Second-Screen werden. Für das kommende Jahr ist zu erwarten, dass unsere Multi-Screen-Umgebung (Desktop, Laptop, Tablet, Smartphone, TV-Gerät etc.) weiter zusammen wächst und Inhalte über verschiedene Geräte hinweg erfahrbar macht. 

Parallax scrolling / Scrolling Over Clicking 

Der Einsatz von parallax scrolling auf Webseiten hat sich 2014 stark verstärkt. Für Wordpress sind mittlerweile sehr viele vorgefertigte Templates (sowohl in kostenfreien als auch kostenpflichtigen Varianten) in dieser Richtung erhältlich, die einen Einstieg, in diese Form der Gestaltung von Webseiten, einer breiten Masse gewähren. Dennis Born stellte in seinem Artikel zu den wichtigsten Trends 2013 / 2014 auf viminds.de zum Einsatz von parallax scrolling treffend fest: “So schön parallaxes Scrolling auch ist, es ist und bleibt ein Effekt. Wie jeder andere Effekt auch, dient er nur dazu um etwas Dynamik in die Seite zu bringen. Er darf den Nutzer nicht zu sehr vom eigentlichen Inhalt ablenken.” Was mich zur bleibenden Herausforderung für 2015 bringt: Webseiten mit parallax scrolling erzählen im besten Fall eine gute Geschichte von Anfang bis zum Ende (narratively driven design) und im schlechtesten Fall sind sie reine grafische Spielerei. 

 

Letzteres lässt die eigentlich entscheidenden Inhalt der Seite in den Hintergrund treten während die Nutzer, überspitzt gesagt, nur noch scrollen und nichts mehr lesen. Nachdem der “WOW-Effekt” verflogen ist, könnten uns 2015 interessante und raffinierte Weiterentwicklungen erwarten - das dürfte unter anderem die intelligente Nutzung von Ressourcen betreffen aber auch den Aufbau der Seiten selbst: Weg vom Effekt und hin zum interaktiven Storytelling. Dank der großen Verbreitung von Touch-Devices wird das Storytelling per Scrolling Over Clicking auch im neuen Jahr ein großes Thema sein. Wir dürfen also gespannt sein ob Ende 2015 mehr gescrollt als geklickt wurde. 

Material Design / Flat Design 

Flat Design klingt nach Windows 8 und dem letzten iOS-Release vielleicht wie ein alter Hut. Die Grundsätze des Flat Design werden uns aber auch 2015 weiter begleiten. Wie bei den anderen vorgestellten Trends stehen hier alle Zeichen auf Weiterentwicklung statt Neuschöpfung. Google hat in diesem Zuge das Material Design eingeführt und setzt bisherige Flat-Elemente in neue Kontexte, erhöht die Komplexität, Lebhaftigkeit und Vielschichtigkeit. 

 

“We challenged ourselves to create a visual language for our users that synthesizes the classic principles of good design with the innovation and possibility of technology and science. This is material design. This spec is a living document that will be updated as we continue to develop the tenets and specifics of material design.” - Google Introduction in Material Design

 

Dieser weitreichende Ansatze möchte nicht einfach nur das Auge erfreuen, sondern soll für den Nutzer mit intelligentem Layering und Animationen “tangible”, also fühlbare bzw. erfahrbare Objekte erschaffen. Die Adaption dieses Ansatzes dürfte daher ein großes Thema für 2015 sein. 

 

Fazit: Es wird nicht alles neu im Jahr 2015 aber uns stehen interessante, intelligente und konsequente Weiterentwicklungen bestehender Design Trends bevor, die das Web nicht einfach nur schöner machen sollen. Verbesserung der User Experience und interaktives Story Telling bleiben auch 2015 starke Partner für gelungenes Web Design.

 

Gastbeitrag von Steffen Jany (u.a. tätig als Illustrator und Webdesigner)

 

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