Podiumsdiskussion im Rahmen der Gründerwoche Deutschland 2011

Samstag, 26. November 2011 by KSA

Egal ob Designer, Musiker, Filmemacher oder Journalist – es gibt Dinge, die alle Kreativschaffenden bewegen. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion am 17. November 2011 in der Theatrale Halle wurden vor allem übergreifende betriebswirtschaftliche Fragen in drei Diskussionsrunden von Vertretern der Kreativwirtschaft erörtert. Darunter Fragestellungen wie: Was kostet Kreativität und wer will wie viel dafür bezahlen? Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es für kreative Projekte und Geschäftsmodelle? Oder: Was bringen eigentlich Netzwerke und welche gibt es?

Eingeladen hatten die Landesförderprojekte Kreativmotor, INVESTFORUM Sachsen-Anhalt und das Hochschulgründernetzwerk Sachsen-Anhalt Süd, die jeweils am Univations Institut für Wissens- und Technologietransfer der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg koordiniert werden.

Das erste Panel stand unter dem Titel „Preis“, wodurch sich Lutz Hackenberg, ehemaliger Vorsitzender des AGD (Allianz deutscher Designer) zunächst zu einer begrifflichen Richtigstellung genötigt sah. Er bevorzuge hierbei nicht den Begriff „Preis“ sondern „Vergütung“ von kreativen Leistungen, so Hackenberg. Darüber hinaus vertrat er die Ansicht, dass es sich bei der geschäftlichen Beziehung zwischen dem Designer oder Kreativen und seinen Kunden um den Austausch von Dienstleistungen und nicht um den bloßen Austausch von Waren handele. Dr. Jan Heise, CEO der NH DyeAGNOSTICS GmbH, eines erfolgreichen Start-up-Unternehmens der Biotech-/Life Science-Branche, vertrat die Seite der Auftraggeber kreativer Dienstleistungen und betonte die Schwierigkeit der Beurteilung des Preis-Leistungsverhältnisses bei Kreativdienstleistern im Vorfeld der Beauftragung.

Die Seite der kreativen Dienstleister war in der Runde vertreten durch Janis Kapetsis, Geschäftsführer der Agentur Kappa, einer Full-Service-Werbeagentur aus Halle, und dem Produktdesigner Holm Hänsel, der sich seit Jahren erfolgreich als „Einzelkämpfer“ am Markt behauptet. Beide arbeiteten heraus, dass die Gestaltung der Vergütung von vielen Faktoren, wie Attraktivität des Auftrages, Größe des Kunden, Wahrscheinlichkeit von Folgeaufträgen etc., abhängen kann. Dr. Kathrin Quade, Geschäftsführerin des Bildungsträgers Hoffmann & Partner, ergänzte in diesem Zusammenhang, dass junge Kreative, um einen erfolgreichen Markteinstieg zu realisieren, unter Umständen zunächst mit entsprechend niedrigeren Preisen agieren müssten, gleichzeitig dürfe allerdings der eigene Markt nicht kaputt gemacht werden.
 
Die zweite Diskussionsrunde widmete sich dem Thema „Finanzierung“. Hier ging es nicht darum, herauszustellen, welche Finanzierungsform die beste sei, sondern darum, dem Publikum die verschiedenen Möglichkeiten aufzuzeigen. Der Einladung zur Diskussion war unter anderem Dr. Rüdiger Schulze, CFO von Sellaband, einer der ersten Crowdfunding-Plattformen für Musik-Projekte, gefolgt. Seit 2006 können Musiker und Bands auf www.sellaband.com ihre Projekte einstellen, die dann von Fans, Freunden, Bekannten, Verwandten mit kleinen Beträgen finanziert werden. Nils Sandvoß, Gruppenleiter der Investitionsbank Sachsen-Anhalt, stellte sich als „untypischer“ Banker im Sinne der Kreativen heraus und verwies auf die maßgeschneiderten Angebote seiner Bank unter anderem für die Medienwirtschaft. Kleinkredite seien allerdings nicht seine Sache, so Sandvoß. Hierfür war wiederum Heidemarie Paarmann, von der Minerva Mikrokredit GmbH, anwesend, die Mikrokredite ab 1.000 Euro an Unternehmen vergeben kann.

Die Finanzierungsform des Risikokapitals bzw. Venture Capitals vertrat in dieser Runde Christian Musfeldt von DuMont Venture, einem Venture Capital Geber, der sich auf Geschäftsmodelle fokussiert, die im Internet darstellbar sind. „Die klassische Werbeagentur wäre für DuMont Venture nicht interessant“, so Musfeldt, „auch nicht der Modedesigner, der seine Sachen in einem netten kleinen Atelier in Halle oder Berlin verkauft; allerdings der Online-Shop für Mode schon“. Das wiederum sei interessant für Anne Trautwein, die vor kurzem ihr Modelabel „Luxaa“ an den Start gebracht hat und ihre innovative Kollektion vor allem im Internet über www.luxaa.de vertreiben möchte.

Die letzte Runde des Abends brachte Vertreter verschiedener Netzwerke für Kreative und Unternehmen der Kreativwirtschaft zusammen. Aus Dresden war dafür Tino Kreßner, Geschäftsführer von Startnext, der größten deutschen Crowdfunding-Plattform, angereist. Er verwies vor allem auf die Netzwerkeffekt von Startnext, bei dem jedes neue Projekt 100 neue Fans und damit Nutzer der Plattform mitbringen würde. Ein interessantes Kooperationsmodell für Unternehmen der Kreativwirtschaft stellte Andreas Hörcher, Geschäftsführer der TowerByte E-Commerce-Genossenschaft vor. Die 28 Unternehmen der Genossenschaft mit insgesamt über 400 Mitarbeitern sitzen im Jentower Tür an Tür und bearbeiten gemeinsam Projekte und Aufträge im Bereich E-Business. In Planung befindet sich derzeit der Bau eines eigenen Gebäudes für die Unternehmen der Genossenschaft, so Hörcher. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die Rothehorn-Gruppe aus Magdeburg, innerhalb derer fünf Magdeburger Unternehmen assoziiert sind. Sachsen-Anhalt hat mit dem Verein Kreativwirtschaft Sachsen-Anhalt darüber hinaus eine Plattform von Unternehmen für Unternehmen, welche die Kommunikation innerhalb der Branche und die Kommunikation über die Branche hinaus verbessern will, so dessen Vertreter Hagen Aedtner, der gleichzeitig Projektmanager des Landesprojektes Kreativmotor ist. Doris Sossenheimer, Leiterin des Designhauses und des Transferzentrums der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, machte auf die Netzwerkeffekte im Rahmen ihrer Einrichtung für die Absolventen ihrer Hochschule aufmerksam. Aktuell haben über 50 Gründerinnen und Gründer mit dem Designhaus ihr Sprungbrett in den Markt gefunden, sagte Sossenheimer.

Eine Veranstaltung im Rahmen der Gründerwoche Deutschland 2011
Die Gründerwoche Deutschland ist Teil der internationalen Global Entrepreneurship Week, einer weltweiten Aktionswoche zur Förderung des Unternehmergeistes, die vom 14. bis 20. November 2011 zeitgleich in über 100 Ländern stattfindet. Eine Woche lang erhalten Schülerinnen und Schüler, Studierende, junge Erwachsene und andere Gründungsinteressierte die Möglichkeit, sich im Rahmen von Workshops, Wettbewerben, Diskussionsrunden und Planspielen über Chancen und Möglichkeiten der Existenzgründung zu informieren, eigene Geschäftsideen zu entwickeln und ihr Netzwerk zu erweitern. Im vergangenen Jahr organisierten 680 Partner in Deutschland mehr als 1.000 Veranstaltungen. Etwa 30.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten diese Chance um Kontakte zu knüpfen und erlangten erste Einblicke in die Welt des Unternehmertums.

Förderung
Die Projekte INVESTFORUM Sachsen-Anhalt und Kreativmotor werden im Rahmen der ego.-Existenzgründungsoffensive des Landes Sachsen-Anhalt durchgeführt und aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt und des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.

www.kreativmotor.de

Teilen

Kommentare

* = Pflichtfelder

Weitere Beiträge

Vorherigen Beitrag anzeigen Nächsten Beitrag anzeigen