KI in all Ihren Facetten

Prof. Dr.-Ing. Sebastian von Enzberg erforscht und lehrt seit November 2023 Künstliche Intelligenz (KI) an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Im Interview verrät er, wie er zu dieser Rolle kam, was ihn dabei umtreibt – und warum er in Magdeburg dafür genau den richtigen Standort gefunden hat.

 

Stellen Sie sich bitte kurz vor: Wer sind Sie, was machen Sie, wie kamen Sie zum Thema KI?

Ich bin Professor für Künstliche Intelligenz und technische Informatik an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Ursprünglich komme ich aus dem Bereich Elektrotechnik, und in den vergangenen Jahren habe ich mich beruflich viel mit KI im industriellen Kontext beschäftigt.

Woran forschen Sie in Ihrer neuen Position und welche Inhalte vermitteln Sie Ihren Studierenden?

Zunächst geht es um KI in all ihren Facetten, ich werde in der Lehre auch Grundlagenfächer der technischen Informatik abdecken. Daneben treibe ich unter anderem den Ausbau eines KI-Kompetenzzentrums an der Hochschule voran, in dem wir das Thema bereichsübergreifend beleuchten. Eine sehr spannende Perspektive, da Künstliche Intelligenz ja oft eher aus technischen Aspekten heraus betrachtet wird. Wir verfolgen jedoch einen interdisziplinären Ansatz und untersuchen Anwendungsmöglichkeiten in den verschiedensten Fachbereichen.

Wieso haben Sie sich für den Schritt in die akademische Welt und für eine Professur für Künstliche Intelligenz entschieden? 

Ich war auch nach meiner Promotion nie ganz weg aus dieser Welt, ich habe vor Beginn der Professur an einem Fraunhofer-Institut gearbeitet – die perfekte Schnittstelle zwischen Industrie und Wissenschaft. Mir war und ist es wichtig, beide Perspektiven zu betrachten. Deshalb habe ich mich nach sieben Jahren in der Fraunhofer-Welt für den Schritt zurück in die Hochschullandschaft entschieden. Neben der wissenschaftlichen Perspektive und meiner Forschungstätigkeit liegt mir dabei auch ganz besonders die Wissensweitergabe am Herzen. 

Wie waren Ihre ersten Monate in dieser neuen Rolle?

Ich fühle mich an der Hochschule sehr wohl. Alles ist hier sehr familiär, mit kurzen Wegen, und im Kollegium wird Zusammenarbeit groß geschrieben – insgesamt also ein wirklich positiver Eindruck bisher. Auch über meine Rückkehr nach Magdeburg für die Stelle freue ich mich sehr. Ich habe hier mein Abitur gemacht, studiert und promoviert. Entsprechend verbinde ich sehr viele schöne Erinnerungen mit der Stadt. 

Was zeichnet Magdeburg für Sie persönlich aus?

Für mich ist an Magdeburg besonders spannend, dass man hier so viel Wissenschaft an einem Ort gebündelt findet: Der Wissenschaftshafen, der sich hier in den vergangenen Jahren am alten Handelshafen entwickelt hat, bietet mit den vielen dort ansässigen Forschungsinstituten und Unternehmen die idealen Voraussetzungen für Wissenstransfer und Innovationen. Zudem ist Magdeburg eine Stadt, in der man sich sehr schnell zuhause fühlen kann. Die Elbe und die damit verbundene Nähe zum Wasser bieten eine unglaubliche Lebensqualität, und die vielen Parks und Grünanlagen tragen auch entscheidend dazu bei.

Wie schätzen Sie die Einsatzmöglichkeiten von KI in der Kreativwirtschaft hierzulande ein?

Für die Kreativwirtschaft bietet gerade das Thema generative KI viele Chancen aber auch Risiken. Es ist erstaunlich, was da schon jetzt alles möglich ist, in Sachen Text-, Bild-, Sprach- und Videogenerierung – und vor allem auch, wie schnell dabei das Entwicklungstempo ist. Wenn man sich vor einem Jahr die Ergebnisse von Bildgeneratoren angeschaut hat, war es noch oft so, dass ein Mensch vier oder sechs Finger hatte. Das passiert mittlerweile schon nicht mehr so häufig. Dass Schriftzüge in Bildern oder Videos nicht richtig generiert werden können, das ist heute zwar immer noch ein Problem. Aber wenn man sich insgesamt anschaut, welcher Entwicklungssprung allein im vergangenen Jahr stattgefunden hat, kann man sich ganz gut vorstellen, welche mächtigen Werkzeuge wir künftig nutzen können - aber auch auf welche massiven Veränderungen sich einige Bereiche der Kreativwirtschaft einstellen müssen.

Wie stehen Sie zu ethischen Fragestellungen, die sich durch den zunehmenden KI-Einsatz ergeben, zum Beispiel die immer einfachere Verbreitung von Fehlinformationen durch Deep Fakes?

Auch das sind Themen, die man bei der Beschäftigung mit Künstlicher Intelligenz nicht aus den Augen lassen darf. In unserem Projekt ZAKKI, also unserer zentralen KI-Anlaufstelle an der Hochschule, haben wir deshalb verschiedene interdisziplinäre Labs, die verschiedene Blickwinkel auf das Thema einnehmen: Einerseits die Auseinandersetzung mit den technischen und mathematischen Aspekten von KI. Andererseits beschäftigen wir uns auch mit sozial-ethischen und didaktischen Gesichtspunkten. Einen verantwortungsbewussten Umgang mit Künstlicher Intelligenz zu vermitteln, ist uns genauso wichtig, wie an deren Weiterentwicklung zu forschen.

 

Foto: Hochschule Magdeburg-Stendal