Technik, Forschung und Design: Bei Luxaa laufen die roten Fäden zusammen

Modelabel setzt auf Nachhaltigkeit und Healthcare

02.05.2016

Das hallesche Modelabel „Tywear - Textile Solutions UG/LUXAA®“ hat mit der LANG knitewear GmbH aus Treffelhausen eine nachhaltige Hightech-Mode aus einer textilen, atmungsaktiven Membran entwickelt. Beim sachsen-anhaltischen Kreativwettbewerb BESTFORM erhielten die Wirtschaftspartner 2015 dafür den zweiten Preis. Aus dem Projekt ist mehr geworden: Anne Trautwein bringt ihr Modelabel auf den Weg in Richtung health care. Die Hallenserin knüpft Kontakte in die Forschung und ist mit ihrer Philosophie der nachhaltigen Mode inzwischen auch auf internationalem Parkett gefragt.

Anne Trautwein ist von Natur aus experimentierfreudig und kreativ. Sie bezeichnet sich selbst als Puristin. Vor dem Design interessiert sie das Material. Bei der Entwicklung ihrer Diplomkollektion stieß die Hallenserin auf  Tyvek®, ein „technisches Papier“, das aus Polyethen hergestellt wird. Es ist glatt, weich,  sehr leicht und atmungsaktiv. Genau diese Eigenschaften inspirierten die Modedesignerin. Das Material, das in der Baubranche für Baupläne und Schutzanzüge verwendet wird, fand den Weg ins hallesche Atelier. Anne Trautwein setzte die Schere an, zerschnitt das Material, stellte Fäden her und entwickelte ein luftiges, edles Gestrick.

An ihre Seite holte sie sich einen Wirtschaftspartner, der genauso interessiert ist wie sie, solche Materialien zu verarbeiten – und in der Lage, daraus Strukturflächen, z. B. Gestricke zu produzieren. Die Kooperation mit LANG knitwear entstand im Rahmen eines Zentralen Innovationsprogrammes für den Mittelstand ( ZIM). Die BESTFORM-Juroren waren begeistert: „Damit wird ein medizinisches Problem zur modernen Lösung“, lautete die Begründung der Juroren, der Kreativen und ihrem Partner-Unternehmen den zweiten Preis zu verleihen. Denn: Die Textilien sind ohne Zugabe spezieller, chemischer Zusätze antiallergen sowie resistent gegen Milben, Bakterien und Pilze und damit hervorragend für Menschen mit empfindlicher Haut und Allergiker geeignet.

„Der Wettbewerb hat uns die Möglichkeit gegeben, unser Produkt öffentlichkeitswirksam zu präsentieren“, sagt Geschäftsführerin Anne Trautwein. Ihre Zusammenarbeit setzte die Allianz auch nach Ablauf des ZIM-Projektes fort. Das besondere Garn, das Anne Trautwein weiter einsetzt, wird bei LANG verstrickt. Inzwischen sind vier weitere Kollektionen entstanden, bei denen neben Tyvek® auch Bioseide und Bio-Flanell verarbeitet wurden. „Ich will keine Fast-Fashion machen“, sagt Anne Trautwein. „Mir ist ein nachhaltiges, langlebiges, puristische Design wichtig.“ Darum bietet Luxaa auch ein Rücknahmesystem für seine Produkte an. Auch Tyvek®  kann bis zu fünfmal wieder neu verarbeitet werden. „Für uns gibt es jetzt viele Anlässe, dieses Garn, diese Strukturfläche, die sich daraus machen lässt in den healthcare-Bereich zu überführen“, ist sich die Modedesignerin sicher.

Tyvek® ist zwar das Herzstück, ist aber nur einer von vielen roten Fäden, die bei Luxaa zusammenlaufen. „E gibt weitaus mehr, was man machen kann, um Gesundheit, Mode und Nachhaltigkeit in der Mode zu kombinieren“, so Anne Trautwein.

Bei Luxaa werden die Materialien grundsätzlich nach dem Prinzip ausgesucht, ob sie auf Basis nachhaltiger, recycelbarer und zertifizierter Rohstoffe hergestellt sind. Wie ein „normales“ Label hat Luxaa bei der Gründung vor vier Jahren zunächst auf Garne gesetzt und darauf geschaut, wie sie verstrickt werden.  „Aber“, so Anne Trautwein, „Garn wird in der Modewelt oft verschwendet. Die Funktionalität kommt nicht richtig zum Tragen.“ Darum suchte sie nach neuen Materialien. Mode aus Tyvek® hat für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Unternehmen, Kunden wurden aufmerksam, Illustrierte und Zeitungen berichteten über die Hightech-Mode. Und doch ist sie bisher noch eine Nische und ergänzt lediglich das Angebot von Luxaa. Das Material ist teuer und die Verarbeitung noch sehr schwierig. Allerdings: Mit dem technischen Textil hat sich für Anne Trautwein ein Weg geöffnet. Der führt in den Gesundheitsmarkt. „Ich möchte in diesem Bereich noch sehr gern weitergehen. Der Fokus auf healthcare und den Medizinbereich ist gelegt“, sagt sie. Und: „Wir avisieren den zweiten Gesundheitsmarkt an.“ Danach wird sich die Technologie und Entwicklung des Unternehmens orientieren: „Es können interessante Produkte entstehen.“ Dass der Bedarf vorhanden ist, hat ihr nicht nur das Interesse nach BESTFORM gezeigt,  Kunden, Mediziner und andere Unternehmen reflektieren inzwischen, dass Mode für bestimmte Krankheitsbilder oder Behandlungen noch Mangelware sind.  Zum Einsatz kommen könnten spezielle Garne und Stoffe beispielsweise bei der Wundbehandlung.

Es gibt viel zu  tun für Luxaa. Anne Trautwein ist auf Messen unterwegs.  Ihre Mode etabliert sich gut, entwickelt sich deutschlandweit. Bestellungen kommen national aber auch Österreich und der Schweiz. Werbung muss die Hallenserin kaum für ihre Produkte machen. Die Menschen werden aufmerksam durch die Presse und ihre Auftritte. Es erscheinen Artikel über die Nachhaltigkeit, die sie mit ihrer Mode verfolgt. Im Internet, in Blogs, auf  Facebook – Luxaa-Mode ist in vieler Munde. Das schönste Lob jedoch kommt von den Kunden. Viele kommen wieder, wenn sie erst einmal bei Luxaa bestellt haben.  Anne Trautwein sagt: „Das ist schön, das zeigt, dass unsere Kunden zufrieden sind.“

Um zu erklären, was sie macht und wie sie es macht, reist die Modefachfrau viel. Sie hält Vorträge in Deutschland und auch auf internationalem Parkett. Gerade war sie in Dublin und sprach  im National College of Art über Unternehmensgründungen und Nachhaltigkeit.

Zu den Geschäften, die ihre Mode anbieten, gehört auch ein Concept Store in London. Im Lifestyle-Shop gibt es ausgewählte, etablierte Marken und besondere Produkte. Die Shopbetreiber hatten in Halle angefragt, ob Luxaa in der englischen Metropole auch seine Waren anbieten möchte. Anne Trautwein wollte und ist hier nun genauso gelistet wie das bekannte Designerlabel von Stella McCartney oder die Marke Marni der Designerin Consuelo Castiglionis.

Damit alles rund läuft in ihrem Unternehmen hat sich Anne Trautwein ein funktionierendes Netzwerk aus Fotografen und Agenturen aufgebaut. „So kann ich immer auf Menschen zugreifen, die für den nächsten Schritt notwendig sind“, sagt sie. Für die nächsten Schritte ihres jungen Labels hat sie in den vergangenen Monaten einiges umstrukturiert und erweitert das Team jetzt  um einen Mitarbeiter, der sich ausschließlich um Marketing und PR kümmert.

Sie selbst will sich auf das Kerngeschäft konzentrieren. Das Label, das aus einem Uni-Projekt der Burg Giebichenstein entstanden war, ist im wirklichen Leben angekommen, meint die Unternehmerin.  Jetzt gilt es, Innovationen auszubauen, Kontakt zu nutzen und der eigenen Philosophie treu zu bleiben. Und zu der gehört die avantgardistische Verbindung von Mode und innovativen Materialien. Die Inspiration dafür kommt aus den Spannungsfeldern zwischen Technik,  Forschung und Design. Sie kommt von den Bedürfnissen von Kunden und eben auch von Patienten und Medizinern – in Halle, in Sachsen-Anhalt, in Deutschland und überall auf der Welt.

Autorin: Manuela Bock

Kontakt: Luxaa® | Tywear – Textile Solutions UG, Ernst-König-Straße 1, c/o Designhaus, 06108 Halle (Saale), Telefon: 0345/7 75 15 81 20, E-Mail: info@luxaa.de, www.luxaa.de