Vorlaut-Filmer führen selbst Regie

Erarbeiteter Erfolg: Vor fünf Jahren gründeten drei Studenten ihre Film- und Produktionsfirma

Sonntag, 2. April 2017

Jenifer Horst, Sara Gramann und Sebastian Stolze haben sich mit ihrer Film- und Fotoproduktionsfirma „Vorlautfilm“ in der Region einen Namen gemacht. Was als Studenten-Idee in der Hochschule Magdeburg-Stendal begonnen hat, mit dem Gewinn des Businessplanwettbewerbes der Investitionsbank Sachsen-Anhalt weiterging, ist in fünf Jahren zu einem kreativen Wirtschaftsunternehmen geworden, das jedes Recht dazu hat, auch mal vorlaut zu sein.

Das Trio hat viel zu tun. „Manchmal reiben wir uns selbst die Augen, wie gut alles läuft“, sagt Jenifer Horst. Die Staatskanzlei beauftragte „Vorlautfilm“ damit, Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) bei der wöchentlichen Videobotschaft, die im Internetportal youtube ausgestrahlt und auf dem Portal der Landesregierung eingebunden ist, in Szene zu setzen. Für die Industrie- und Handelskammer erstellten die drei „Vorlaut-Filmer“ einen Imagefilm. Sie haben die Medienbildung im Blick und basteln am Konzept für Workshops und Seminare, die Kinder und Jugendliche erreichen sollen. Sie verhandeln in ganz Deutschland mit Auftraggebern über neue Projekte. Das Unternehmen basiert auf drei Säulen, die sich gegenseitig stützen und ergänzen: Da wären die Image- und Unternehmensfilme und die Fotografie. Hinzu kommt die Medienbildung, die nach Meinung der „vorlauten“ Kreativen, mit Sitz im Magdeburger „Forum Gestaltung“, künftig noch wichtiger werden wird. 

In den fünf Jahren ist viel passiert im Büro, bei der Ausrüstung, in den drei Unternehmer-Köpfen und in der Außenwahrnehmung. „Wir sind stolz auf uns und die Firma“, sagt Sara Gramann, die jetzt sogar als Jurorin die Arbeit anderer Kreativen bewertet. Zum zweiten Mal sitzt sie „als Start-Up-Erfahrene“ und „Frau von der Basis“ in der Jury des Landeswettbewerbes BESTFORM /// MEHR /// WERT /// AWARD für kreative Ideen. Hier kann sie – auch stellvertretend für die beiden anderen „Vorlautfilmer“ – ein unschätzbares Gut einbringen: ihre Erfahrungen aus fünf Jahren Unternehmensaufbau, mit Höhen und Tiefen, mit Dingen die man unbedingt tun oder lassen sollte. Und welche sind das? Darüber sprechen die „Vorlautfilmer“ im Interview:

Was war besonders schwierig bei Eurem Sprung in die Selbstständigkeit?


Jenifer Horst: Es war schwierig am Ball zu bleiben, auch wenn zunächst nichts passiert. Wir hatten alle eine Nebenjob und studierten noch. Und doch hatten wir die Idee und den Willen, das durchzuziehen. Glücklicherweise gab es immer Menschen, die uns vertraut haben. Gerade Kreative müssen an potenzielle Auftraggeber geraten, die den Mut haben, etwas zu wagen. Wir hatten keine Referenzen, konnten nur selbstbewusst verkünden: ,Wir können das.‘ 


Sebastian Stolze: Es ist heute noch schwierig, gerade bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen einen Fuß in die Tür zu bekommen. Das Bewusstsein, dass mit kreativen Leistungen im Unternehmen etwas in Schwung gebracht werden kann, ist oftmals leider immer noch nicht vorhanden. 


Jenifer Horst: Die Qualität der Kreativleistung wird häufig unterschätzt. Da heißt es dann vom Handwerker, der sogar schon weiß, dass er einen Imagefilm gut gebrauchen kann: ,Den kann ich schnell mit meinem Handy drehen.‘

Was ratet Ihr anderen Gründern für ihren Start?


Sara Gramann: Jeder, der mit Ideen startet, sollte nicht nur sein eigenes Süppchen kochen, sondern sich einer externen Bewertung unterziehen und wirtschaftliche Expertisen sammeln. 

Welche Eigenschaften und Schritte haben Euch gerade in der ersten Zeit als Unternehmer geholfen?


Sara Gramann: Egal, ob kreativ oder nicht: Man muss sich alles zutrauen, sich als Fachkraft fühlen und sich trauen auch dort Angebote für Aufträge abzugeben, die zunächst utopisch erscheinen. Gepflegt extrovertiert zu sein, hilft sehr. Wenn man im stillen Kämmerlein sitzt und nur Mails und Briefe schreibt, wird es nichts. 


Sebastian Stolze: Wir sind auf viele potenzielle Auftraggeber zugegangen und haben gefragt: ,Wollt ihr eine neue, innovative Firma übergehen?‘ Es kam meist die Antwort: ,Zeigt uns, was ihr könnt.‘ 



Warum sollten sich Kreative die Zeit nehmen für Wettbewerbe wie BESTFORM?


Sara Gramann: Wettbewerbe sind eine gute Plattform, sich zu präsentieren – egal, ob man dabei gewinnt oder nicht. Das Feedback kann in die weitere Arbeit einfließen. Es ist gut, die Konkurrenz zu sehen – so schmerzhaft das vielleicht auch für einige ist. Und: Wer vor Juroren auf den Punkt bringen muss, was er macht, wie und warum, fasst für sich selbst gut zusammen, was ihn und sein Unternehmen ausmacht. 

BESTFORM /// MEHR /// WERT /// AWARD für kreative Ideen 2017

  • Der Landeswettbewerb würdigt gemeinsame Entwicklungen von Sachsen-Anhalts Kreativen und ihren Wirtschaftspartnern aus anderen Branchen.
  • Für die erstplatzierte Allianz gibt es 10.000 Euro. Zusätzlich gibt es Förderpreise für „Visionen“.
  • Einreichungsschluss: 18. April 2017, 12 Uhr.
  • Beiträge können kostenlos online hochgeladen, per Mail oder Post geschickt werden
  • Informationen und Bewerbungsformular: www.bestform-sachsen-anhalt.de, 
bestform@kreativ-sachsen-anhalt.de


Der Beitrag ist erschienen im IHK Magazin „Der Markt in Mitteldeutschland“.

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