Mit „Stadtfuchs“ und „Platzhirsch“ durch den urbanen Dschungel

Die Bikes des Madeburger Start-ups „Urwahn“ kommen aus dem 3D-Drucker

 

In der Fahrradszene sorgen sie gerade ordentlich für Furore: Das sachsen-anhaltinische Start-up „Urwahn“ hat mit seinem „Stadtfuchs“ ein Bike entwickelt, das nicht nur ein Hingucker ist, sondern auch funktional überzeugt. Nun bringen die BESTFORM-Nominierten aus dem Jahr 2017 ein E-Bike auf den Markt, das zu Teilen aus dem 3D-Drucker kommt. Das sei in dieser Form weltweit bisher einmalig, wie Sebastian Meinecke, einer der „Urwahn“-Gründer, erzählt. Unter dem Namen „Platzhirsch“ kommt der „Urwahn“-typische Rahmen mit integriertem und nicht sichtbarem Akku daher. „Wir freuen uns unglaublich, das nächste Kapitel aufzuschlagen und den Markt mit unserem eigenen E-Bike aufzumischen“, so Meinecke 

Vom Uniprojekt zum eigenen Unternehmen

Es war ein langer Weg bis zum eigenen E-Bike.Gegründet wurde „Urwahn“ im Dezember 2017 von Sebastian Meinecke und Ramon Thomas. Sebastian, der kreative Kopf des Start-ups, fertigte schon während des Studiums in seiner eigenen Bike Manufaktur mit viel Liebe zum Detail über 60 Einzelstücke an. Der leidenschaftliche Fahrradfahrer wollte mehr Menschen zum Umsatteln motivieren – auf eine umweltbewusste Art der Fortbewegung. So entstand 2014 die Idee zu „Urwahn“: „Ich wollte ein Bike entwickeln, das nutzerorientiert ist und das die Menschen mit einem puristischen Design und technischen Raffinessen auf ganzer Ebene begeistert“, erinnert sich der 31-Jährige. Was als universitäres Projekt an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg begann, nahm schnell Fahrt auf. Die Entwicklung des innovativen „Urwahn“-Rahmens wurde ab 2016 durch Förderprogramme der Europäischen Union unterstützt. In dieser Zeit stieß Ramon Thomas dazu. Der BWL-Absolvent ist fortan für die Finanzen zuständig. Ein Jahr später erkannte ein Investor das Innovationspotenzial von „Urwahn“ und ermöglichte die Gründung des aufstrebenden Start-ups aus Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt.

Ihre Mission ist so einfach wie ambitioniert: „Als Technologiepioniere wollen wir Menschen im urbanen Raum mit smarten, fairen und maßgeschneiderten Lösungen mobilisieren“, so Sebastian. Was sie von anderen Herstellern unterscheidet? „Die Vielzahl an Herstellern von Urban Bikes setzt auf ein puristisches Design und ordnet diesem die Funktionalität und den Komfort gänzlich unter. Wir haben uns dieser Disbalance angenommen und bringen Design und die Funktionalität zu Gunsten des Nutzers in ein ausgewogenes Verhältnis“, erklärt Ramon (30). Seit 2019 rollen die Bikes durch die Straßen.

Design, das aus dem Rahmen fällt

Im Gegensatz zu herkömmlichen Fahrradrahmen läuft das Rohr von „Stadtfuchs“ und „Platzhirsch“ vom Sattel nicht nach unten zum Tretlager, sondern biegt vorher zur Radaufhängung hin ab, wodurch der „Urwahn“-typische Knick im Rahmen entsteht. „Ich habe mir Inspiration in der Natur geholt“, erklärt Sebastian seinen Einfall für den Rahmen. „Als Vorbild für das Bike dient der schlanke Körperbau des Fuchses. Daran angelehnt bilden die filigran gezogenen Rohrprofile das Grundgerüst unseres Rahmens.“ Ähnlich der Hinterläufe eines Fuchses soll der elastische Hinterbau dynamische Wendigkeit ermöglichen und zusätzlich Fahrbahnunebenheiten zugunsten des Fahrkomforts ausgleichen. Dem tierischen Vorbild zu ehren, wurde das „Urwahn“-Bike auch auf den Namen „Stadtfuchs“ getauft. „Das hat einfach gepasst“, erklärt der Designer. 

Eine weitere Besonderheit des Rahmens sind die 3D-gedruckten Verbindungselemente, jene Teile, die die Rohre miteinander verbinden. Die Magdeburger gehören zu den ersten Herstellern, die dieses Verfahren im Fahrradbau einsetzen. 

Für das innovative Design ihrer Bikes ist „Urwahn“ bereits mehrfach ausgezeichnet worden. Unter anderem mit dem Award Red Dot: Best of the Best, einem etablierten Qualitätssiegel für herausragende Gestaltung. 

Verantwortungsbewusste Produktion – Made in Germany

Gefragt nach den Fahrradtrends sind sich die jungen Familienväter Sebastian und Ramon einig: „Das Bewusstsein für neue Mobilität wächst. Die heutige Industriegesellschaft ist durch ein hohes Maß an Umweltbewusstsein charakterisiert. Trotzdem wird zum Großteil weiterhin auf Fortbewegungsmittel zurückgegriffen, die der Umwelt stark zusetzen. Das Fahrrad, und seit einigen Jahren stark zunehmend das E-Bike, wird dabei von vielen als Alternative in den Ballungsgebieten betrachtet.“ 

„Urwahn“ wolle dabei als Pionier voran fahren. „Wir achten auf nachhaltige Bedingungen für alle Akteure und die Umwelt“, erzählt Sebastian. „Unsere Bikes sind Made in Germany. Durch die regionale Produktionskette und die vielen nach deutschen Qualitätsstandards gefertigten Bauteile können wir uns klar von anderen Fahrradherstellern unterscheiden und der Umwelt etwas Gutes tun.“ Ein wichtiger Aspekt, der das Start-up aktuell eine Nominierung für den Green Product Award 2020 eingebracht hat. DIe Preisverleihung findet am 11. März 2020 statt.

www.urwahnbikes.de