Digitales Bestellsystem made in Magdeburg

Wie Dave Gööck und sein Team an einer kleinen gastronomischen Revolution arbeiten

 

Der Magdeburger IT-Entrepreneur Dave Gööck hat zusammen mit Freunden das digitale und kostenlose Bestellsystem „schneller-besteller“ entwickelt. Seit einem Jahr können Gäste es in verschiedenen Lokalitäten nutzen. Wir haben mit Dave über „schneller-besteller“ gesprochen und welche Vorteile Gastronom*innen und Gäste davon haben. Außerdem gewährt Dave uns Einblicke in die agile und cloud-basierte Arbeitsweise des „schneller-besteller“-Teams.

Hallo Dave, kannst du uns erklären, was „schneller-besteller“ ist?

Mit „schneller-besteller“ können Gäste in gastronomischen Einrichtungen schnell und einfach mit ihrem Smartphone – ohne Installation einer App oder Registrierung – direkt vom Tisch aus bestellen, ohne auf das Personal warten zu müssen. Wir digitalisieren Prozesse in der Gastronomie und helfen Gastronom*innen dabei, ihren Service noch besser zu machen. Wichtig ist uns, dass die Bestellvermittlung von „schneller-besteller“ für Gäste und Lokal-Betreiber*innen dauerhaft kostenfrei zur Verfügung steht.

Wie seid ihr auf die Idee dazu gekommen?

Wir saßen in einer kleinen Gruppe in einer Kneipe in Magdeburg und mussten sehr lange auf neue Getränke warten. Am Nebentisch war eine große Gruppe von etwa 20 Personen und alle hatten leere Gläser. Die Wartezeit für ein neues Getränk betrug teilweise 40 Minuten. Da kam uns der Gedanke, dass wir unsere Bestellungen schon mal per Handy abgeben könnten. So müssten wir nicht ständig lange Hälse machen, um nach dem Service Ausschau zu halten, sondern könnten uns wieder auf unsere Gespräche konzentrieren.

Und wann habt ihr euch entschieden, eure Idee in die Tat umzusetzen? 

Wir haben uns schnell entschlossen das Projekt umzusetzen, weil die Implementierung für eine erste Version recht einfach erschien, sodass wir sie nebenberuflich verwirklichen konnten. Dennoch hat es noch über ein Jahr gedauert, bis wir mit einer ersten Version an den Markt gehen konnten. Und dann kam Corona.

Wie funktioniert „schneller-besteller“ vor Ort?

Auf den Tischen im Lokal sind QR-Codes angebracht. Durch einen Scan des Codes per Smartphone wird man direkt auf die Karte geleitet. Gäste müssen sich nicht registrieren und können nach der Bestätigung der AGB direkt die Karte lesen und ihre Bestellung aufgeben. Im Falle einer nötigen Datenerhebung für die COVID-19-Kontaktverfolgung müssen Gäste vor der Bestellung noch ihre Kontaktdaten hinterlassen. Diese Daten werden getrennt von den Bestelldaten gespeichert. Außerdem werden sie nach vier Wochen automatisch gelöscht, so dass die Gastronom*innen sich darum nicht weiter kümmern müssen.

Welche Vorteile haben die Gäste durch das Bestellsystem?

Sie können bei Bedarf sofort eine Bestellung abgeben und müssen nicht mehr auf eine Servicekraft warten. Außerdem ist es sehr hilfreich, den aktuellen Rechnungsbetrag schon auf dem Smartphone einsehen zu können, wenn man sich nach einem längeren Abend noch erinnern möchte, was man alles bestellt hat. Im Falle von Geschäftsessen oder einem Date ist es auch sehr angenehm, nicht immer wieder durch den Service unterbrochen zu werden. Außerdem gibt es weniger Kontakt mit dem Personal und weniger Bewegung im Gastraum, sodass man in der Corona-Zeit ein wenig besser geschützt ist.

Und was haben die Gastronom*innen davon?

Gastronom*innen erhöhen ihren Umsatz bei gleichzeitiger Entlastung des Personals. Gäste bestellen bei Bedarf und nicht erst bei Verfügbarkeit des Service, was insbesondere bei hoher Auslastung sehr hilfreich ist. Die Servicekräfte können sich so auf die Zubereitung und Auslieferung konzentrieren und zu Stoßzeiten mehr Umsatz machen. Wenn wenig los ist, kann sich das Personal auf andere Tätigkeiten konzentrieren, statt von Tisch zu Tisch zu laufen und die Gäste nach Wünschen zu fragen.

Verringert das nicht den sozialen Kontakt zwischen Gästen und Personal?

Diesen Einwand hören wir immer wieder. Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass das nicht der Fall ist. Der Kontakt wird dann an anderen Stellen, zum Beispiel bei der Auslieferung hergestellt. Im Gegenteil haben Servicekräfte mehr Zeit und Aufmerksamkeit für ihre Gäste, da sie sich weniger um das Merken von Bestellungen kümmern müssen. Dies schafft Raum für weitere Verbesserungen und Individualisierung des Services.

Wann seid ihr mit „schneller-besteller“ gestartet?

Wir haben im Dezember 2019 mit der „Stern Bar“ in Magdeburg unseren ersten Test mit Gästen gestartet. Kurz darauf hat das „Botanica“ und im Verlauf von 2020 das „Café Central“ teilgenommen.

Bars, Kneipen und Restaurants sind aktuell wegen der Corona-Maßnahmen geschlossen. Bietet „schneller-besteller“ Möglichkeiten hinsichtlich der Eindämmung des Virus, wenn die Lokale wieder öffnen dürfen?

Wir haben während des ersten Lockdowns eine To-Go-Funktion implementiert, so dass Gastronom*innen die Möglichkeit haben ihren Gästen einfach und kostenfrei Bestellungen zum Mitnehmen zu ermöglichen. Außerdem bieten wir zur Kontaktverfolgung den schon erwähnten Corona-Check-in an. So müssen sich die Gastronom*innen nicht mehr um die Verwaltung der vielen Zettel kümmern. Auch die Bereitstellung einer digitalen und somit kontaktlosen Karte ist ein echter Vorteil bei der Umsetzung der Hygienemaßnahmen und vermeidet viel Arbeit bei der Desinfektion. Und wie schon erwähnt, sind Personal und Gäste durch weniger Kontakt einem geringeren Infektionsrisiko ausgesetzt.

An wen können sich Gastronom*innen wenden, wenn sie „schneller-besteller“ nutzen möchten?

„Schneller-besteller“ ist kostenfrei und darf von jeder*m genutzt werden. Wir wünschen uns kreative Einsatzfelder, an die wir selbst noch gar nicht gedacht haben. Also gern auch Privatpersonen auf einer besonderen Feier oder Cateringanbieter. Man muss sich einfach nur registrieren und eine Location anlegen. Dann kann man problemlos Tische, Produkte und auch Mitarbeiter*innen hinzufügen und sofort mit der Nutzung loslegen. Für die QR-Codes braucht man lediglich einen Drucker. Weitere Infos gibt es auf unserer Website. Hier findet man auch Kontaktinformationen.

Arbeitet ihr hauptberuflich an „schneller-besteller“?

Wir würden sehr gern hauptberuflich daran arbeiten. Wir konzentrieren uns aber aktuell darauf ein tolles Produkt zu bauen und zu wachsen. Der Fokus liegt noch nicht darauf Geld zu verdienen. Sollte ein*e Investor*in auf uns aufmerksam werden und Lust verspüren bei uns einzusteigen, um unsere Sache zu beschleunigen, wäre das auf jeden Fall sehr schön. Dennoch liegt unser Fokus nicht darauf schöne Pitch-Decks und Businesspläne zu erstellen, da uns das die Aufmerksamkeit für unser Produkt und unsere Kund*innen nimmt. Wir stemmen das Projekt nebenberuflich, und haben alle unsere Jobs, mit denen wir unser täglich Brot verdienen.

Aus wie vielen Personen besteht euer Kernteam und wie organisiert ihr euch?

Wir haben eine eher unkonventionelle Art der Teamorganisation. Wir arbeiten sehr agil und ohne fixe Aufgabenverteilung, weil es manchmal schwer planbar ist, wer im Team wann wie viel Zeit hat. Eher haben wir sehr viele Aufgaben, die wir nach Priorität Stück für Stück abarbeiten. Die Aufgaben werden nach Kompetenz, Neigung und zeitlicher Kapazität verteilt. Wichtig sind uns, kleine Schritte mit geringem Risiko zu gehen und immer wieder nachzujustieren, statt riesige Pläne zu schmieden und dann vielleicht in die falsche Richtung zu laufen. Aktuell sind wir sechs Personen im Kernteam und drei weitere Personen, die gerade zum Team dazustoßen. Wir sind offen für jedwede Form der Mitwirkung am Projekt und durch unsere sehr dynamische Unternehmensgestaltung können wir auch sehr unterschiedlichen Kompetenzen einen Raum bieten. Wir haben aktuell keine Angestellten, sondern nur Teilhabende im Team.

Ihr arbeitet cloudbasiert. Was kann man darunter verstehen?

Wir nutzen technisch ein sogenanntes „Backend as a Service“, kurz BaaS. Dies ist eine spezielle Form des Cloud-Dienstes, bei der ein*e Cloud-Dienstleister*in die gesamte Bereitstellung, Wartung und Skalierung der Infrastruktur und der darauf laufenden Dienste übernimmt. So müssen wir keine Server warten oder absichern und können trotzdem beste Verfügbarkeit und höchste Datensicherheit gewährleisten. Wir bezahlen die Dienste nach Verbrauch – und für „schneller-besteller“ fallen keine besonders hohen Betriebskosten an, weil für die Bestellvermittlung nicht besonders viele Daten verschickt oder gespeichert werden müssen.

Wieso funktioniert das für euch besonders gut?

Ohne solche Cloud-Dienste wäre ein Angebot wie „schneller-besteller“ mit dem geringen Mitteleinsatz und der gleichzeitig hohen Professionalität nicht möglich. So aber können wir den Dienst guten Gewissens anbieten, da wir uns um die Logik unseres Systems kümmern können und die Sicherheitsarchitektur dahinter verlässlich durch das BaaS zur Verfügung gestellt wird.

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