Kreative müssen mit speziellen Herausforderungen fertig werden

Elke Möckel berät Menschen in schwierigen persönlichen und beruflichen Situationen. Das Besondere: Die Hallenserin hat sich auf Menschen spezialisiert, die in der Branche Kultur- und Kreativwirtschaft arbeiten. Warum sie das tut, welche speziellen Probleme es für Kreative gibt und wann sie sagt, dass sie jemandem wirklich geholfen hat, erklärt sie im Interview.

Wie würden Sie es sagen: Welchen Beruf haben Sie?
Ich würde mich als Expertin für Lebenswandel bezeichnen. Ich richte mich vor allem an Menschen, die sich in der Lebensmitte befinden. Ich bin eine Beraterin und Impulsgeberin. Ich weiß, wovon ich spreche, da ich selbst einen wandlungsreichen Lebensweg und eine 20-jährige Erfahrung als Unternehmerin hinter mir habe. Diese Erfahrungen kann ich mit fachlichem Know-how sowie kreativen Methoden verknüpfen.

Stimmt es, dass Sie Ihre Arbeit vor allem auf die Menschen ausrichten, die in der Kultur- und Kreativwirtschaft arbeiten?
Ja, das ist meine Zielgruppe. Ich habe mich darauf spezialisiert, mich vor allem mit Künstlern, Kreativen und Freiberuflern auseinanderzusetzen, die mit ganz besonderen Herausforderungen zu tun haben. Sie möchte ich mit meiner Arbeit ermutigen, einen Weg zu suchen, der individuell stimmig ist und ihn kraftvoll zu gehen. 

Wieso haben Sie sich gerade auf diese Zielgruppe spezialisiert?
Mir liegen diese Menschen einfach sehr am Herzen. Bereits seit frühester Jugend bin ich umgeben von kreativen und künstlerisch arbeitenden Menschen, erlebe gewissermaßen hautnah, womit sie in ihrem Leben konfrontiert sind. Für mich sind es die Menschen dieser Berufsgruppe, die ihre Träume leben, mit ihrer Leidenschaft, ihren Ideen und Impulsen unsere Gesellschaft bereichern und jeden Tag ein wenig besser machen. Ich war viele Jahre Inhaberin eines Einrahmungsgeschäftes, habe Kunst verkauft und war selbst kreativ tätig. Ich liebe es einfach, das innere Leuchten in meinen Klienten wieder zum Vorschein zu bringen, mit ihnen erneuerte Lebenskonzepte zu erarbeiten oder sie ihre eigene Kraft wieder spüren zu lassen.Damit man sich neu orientieren kann, braucht man manchmal jemanden, der von außen schaut, eine Vision entwickelt und auf die entscheidenden Schritte achtet.

Haben Kreative eine größeren Bedarf an solchen Beratungen als Menschen, die in anderen Branchen arbeiten?
Einen größeren würde ich nicht sagen, aber sie haben einen ganz speziellen Bedarf. Es sind ganz besondere Themen, die Menschen umtreiben, die in kreativen und künstlerischen Berufen arbeiten.

Was sind das für Themen?
Das ist ganz individuell. Wenn Menschen sichtbar arbeiten, also beispielsweise auf einer Bühne stehen, dann spielt die jüngere Konkurrenz, gerade bei Frauen, eine wichtige Rolle. Viele Frauen machen die Erfahrung, dass die Anfragen weniger werden oder Angebote ganz ausbleiben. Und was dann? Grenzen körperlicher aber auch kreativer Belastbarkeit ist ein weiteres Thema, kreative Blockaden oder Sinnkrisen. Wer sich mit Computertechnik befasst, muss fast permanent damit umgehen, dass Neuerungen kommen, mit denen sich andere, jüngere vielleicht besser auskennen. Auch die Frage: Wie bekomme ich Beruf und Familie unter einen Hut?, ist wichtig. Denn gerade Menschen in künstlerischen oder kreativen Bereichen arbeiten häufig dann, wenn andere Freizeit haben. Zunehmendes Lampenfieber, Bühnenangst, Textunsicherheit aber auch Themen wie künstlerische oder kreative Routine, Umgang mit Kritik, Existenzangst und Perfektionismus stehen ganz oben auf der Liste, um nur einige zu nennen.

Warum und wann kommen Menschen zu Ihnen?
Wie mein Slogan sagt: Wenn sich was ändern soll. Meistens besteht bereits der Wunsch nach einer Veränderung, manche komme auch erst, wenn sie nicht mehr weiter wissen. Manche kommen, weil die Auftragslage nicht gut ist. Manche aus dem anderen Grund: Weil sie so viel zu tun haben, dass sie es nicht mehr bewältigen können. Wer nicht weiß, wie er alles unter einen Hut bekommen soll, fühlt sich schnell überfordert. Viele wissen nicht, wie sie gut ,nein‘ sagen, aus Angst, nicht mehr angefragt zu werden. Solche Themen stehen oft am Anfang, aber dann stellt sich häufig heraus, dass noch komplexere Dinge wichtig sind. Für Lösungen gegen Lampenfieber oder Angst vor öffentlichen Terminen, wie die Präsentation eines Produktes, sprechen mich ebenfalls Menschen an. Dabei helfe ich mit Entspannungsmethoden oder Hypnose. Viele Aspekte meiner Arbeit basieren auf humanistischer Psychologie.  

Wie lange machen Sie das bereits?
Die Coaching-Praxis gibt es seit knapp vier Jahren, mit der Spezialisierung habe ich vor etwa einem Jahr begonnen. 

Wie läuft ein Treffen mit Ihnen und Ihrem Klienten ab und wie lange dauert ein Coaching?
Man besucht mich oder ich fahre auch gern irgendwo hin. Manchmal gehen wir gemeinsam ein Stück oder wandern. Das hilft oft, sich zu lösen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, sich aus seinem Umfeld heraus zu bewegen, wenn man etwas ändern möchte. Wir finden heraus, wohin die Beratungs-Reise gehen soll. Weil jeder Mensch und jedes Thema besonders ist, entwickelt sich der Weg zum Ziel  individuell. In jedem Fall geht es um einen Prozess, der nicht mit einer Stunde oder einem Tag beendet ist. Achtsamkeit für das eigene Leben, entscheidende Fragen zur Biographie, Übungen in Kombination mit Stille und Impulse für das weitere Vorgehen prägen meine Arbeit. Wie lange so ein Coaching dauert, ist unterschiedlich. Manchmal reicht eine Sitzung über drei bis vier Stunden aus, andere benötigen mehrere Sitzungen. Einige meiner Klienten kommen in regelmäßigen Abständen ein bis zwei Mal im Jahr um einen Check zu machen, eine Art „TÜV“. Wir blicken auf Augenhöhe in die gleiche Richtung. Wenn man so will bin ich wie eine mentale Geburtshelferin, das heißt, ich helfe, Dinge die bereits in uns sind, bewusst wahrzunehmen.

Geben Sie auch Handlungsempfehlungen mit auf den Weg?
So würde ich es nicht nennen. Manchmal besteht die Hilfe genau darin, ganz kleine Schritte zu finden und zu machen. Manchmal muss man aber auch erst mal das Ziel klar definieren. Allein das kann eine ganze Sitzung in Anspruch nehmen. Nur wenn ich mein Ziel kenne habe ich auch die nötige Motivation und Kraft loszugehen. Das kann übrigens auch heißen, ganz bewusst innezuhalten und sich Zeit und Raum zu geben für eine Aus-Zeit. Gerade in der Lebensmitte stellen sich viele Fragen auf einmal, und sie stellen sich häufig mit einer vorher nicht gekannten Intensität. Nehmen Sie nur den Balletttänzer. Die Zeit auf der Bühne ist begrenzt. Aber auch danach braucht es eine erfüllende Perspektive. Und nicht jeder Balletttänzer kann eine Ballettschule aufmachen. Dafür eine Strategie zu finden die dem Menschen entspricht und ihn mit Sinn erfüllt treibt mich an. 

Wann sagen Sie: Jetzt sind wir fertig mit der Arbeit?
Immer dann, wenn die Menschen sagen: Jetzt schaffe ich den Rest allein. Ich nehme ja niemanden an die Hand, sondern jeder soll seinen Weg selbst gehen. Jeder sollte wissen: Es gibt immer Wahlmöglichkeiten, immer Alternativen. Den Blickwinkel zu verändern, hilft in den meisten Fällen. Wenn sich im Innern der Blick auf die Probleme verändert, dann kann alles besser werden. Wenn jemand es schafft, zu sehen, dass eine Krise auch Positives bringt, dann beginnt der richtige Weg. Wer die eigenen Stärken wieder erkennt, der kann seine Talente wieder sinnvoll für sich und andere einsetzen. 

 

Kontakt:
Elke Möckel
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