Für eine Idee brennen

Interview mit Matthias Fritsche (lichtempfindlich | Filmproduktion)

Der dritte Preis in der Kategorie „Filmische Darstellung von Studenten/innen oder Berufsanfängern/innen" beim Deutschen Wirtschaftsfilmpreis 2015 ging in diesem Jahr nach Sachsen-Anhalt. Ausgezeichnet wurde die Magdeburger Firma lichtempfindlich | Filmproduktion für ihre Produktion „We would end the painting”. Wir haben mit dem Inhaber von lichtempfindlich, Matthias Fritsche, über seine Arbeit, die Auszeichnung und zukünftige Projekte gesprochen.

Könnten Sie lichtempfindlich kurz vorstellen? Seit wann gibt es das Unternehmen und wie hat es sich bis heute entwickelt?

Das Unternehmen existiert offiziell seit Dezember 2006, nach einigen Projekten, die in den Monaten davor bereits unter dem Namen entstanden sind. Mit einer mühsam ersparten HDV Kamera und einem iMac sollte es anfangs sehr in eine filmisch-musikalische Richtung gehen. Musikvideos und Tourdokumentationen von Bands waren der große jugendliche Traum. Idealistisch mache ich das heute auch noch sehr gerne, aber um sich auf dem Markt über Wasser zu halten, mussten schnell auch andere Aufträge her. Gute Arbeiten und viel Mundpropaganda haben dann für eine Bekanntheit in gewissen Kreisen gesorgt. Den iMac gibt es mittlerweile nicht mehr, aus einer HDV Kamera wurden zwei, die aber auch Staub angesetzt haben und besserer Technik weichen mussten. Es gibt viele Zusammenarbeiten auf bundesweiter Ebene und auch im europäischen Ausland.

„Ich finde bei lichtempfindlich entsteht Individualismus schon dadurch, dass sie stark in Kontakt mit den Kunden stehen. Es wird von der Konzeptionierung des Videos bis zur Umsetzung nichts undiskutiert gelassen.“ 

– Christoph Schönefeldt (Sänger / Begbie)

Vom Kinospot bis zum Musikvideo – lichtempfindlich besitzt ein breites Leistungsportfolio. Was ist Ihnen wichtig bei Ihrer Arbeit und den Produktionen?

Eigene Entscheidungen und Freiheiten bei den Aufträgen sind oft nicht unerheblich. Es gibt Aufträge, die laufen nach einem gewissen Schema und erlauben es nicht, von diesem Weg abzuweichen, weil das Endprodukt sehr standardisiert ist. Solche Filme sind gut, um das Handwerkliche nicht aus den Augen zu verlieren, fördern aber weniger das Kreative in dem Bereich. Es mag zwar gut für die finanzielle Entwicklung sein, wenn man das gesamte Jahr über jede Woche einen neuen Imagefilm produziert, die Variation zwischen den verschiedenen Aufträgen sollte nicht außer Acht bleiben. Das ist für den Kunden nicht gut und das eigene Wohlbefinden leidet auch. Wichtig ist, sich in verschiedenen Dingen auszuprobieren. Idealistisch denken und sich nicht immer von einem vorgegebenen Budget im Kopf einengen zu lassen. Wenn ich für eine Idee brenne, bekomme ich es auch unter schwierigen Bedingungen umgesetzt.

Worum geht es in Ihrer preisgekrönten Dokumentation „We would end the painting"? 

Bei dem Film geht es um den klassischen Siebdruck und der Verbindung zur Musik. Alexander Hanke erstellt seit Jahren unter dem Namen „Zum Heimathafen“ Plakate für nationale und internationale Bands. Handgemacht und mit viel Liebe zum Detail. Das Besondere an dem Film ist das Harmonieren von drei Handwerken. Wir haben zum einen das gedruckte Plakat. Ein sehr haptisches Produkt, das von den Farben, den verschiedenen Papieren, dem Motiv und der geringen Auflage lebt. Auf der hörbaren Ebene kommt die Musik von Lali Puna. Die ist hier besonders wichtig, da die Band nicht nur das Motiv des Plakats ziert, sondern auch eben jener Song die Inspiration für Alexander Hanke zum Bild war. Die dritte Ebene, die Visuelle, ist der Film selbst. Es greift alles ineinander und ich finde am Ende sind viereinhalb Minuten entstanden, die beruhigend auf dem Monitor fließen und vielleicht auch inspirieren können.

We Would End The Painting from lichtempfindlich on Vimeo.

Was bedeutet die Auszeichnung für Sie?

Die Auszeichnung beim Wirtschaftsfilmpreis ist wirklich etwas besonderes. Der Film ist unter komplett idealistischen Bedingungen entstanden. Er war in erste Linie eine gute Referenz für die Arbeiten von Alexander, Lali Puna und lichtempfindlich. Im Gegensatz zu den anderen Nominierten bei dem Filmpreis hatten wir keine „große Lobby“ hinter uns. Es gab dort Beiträge vom NDR oder der Filmakademie Ludwigsburg, alles sehr große Instanzen im Filmbereich. Sich auf bundesweiter Ebene gegen solche Mitbewerber durchsetzen zu können, stärkt das filmische Ego. Natürlich erhofft man sich mit so einer Auszeichnung auch einen breiteren Bekanntheitsgrad und zukünftige gute Projekte.

Wie wird es bei lichtempfindlich weitergehen? Was für Projekte bringt die nahe Zukunft?

Neben aktuell laufenden Produktionen, unter anderem für den Hugo-Junkers-Preis und dem Michme Klassenzimmer Projekt der Landeszentrale für politische Bildung, steht mit großer Wahrscheinlichkeit ab dem nächsten Jahr wieder ein großes Musikprojekt an. Mit einer langjährigen Kooperation und neuer guter Musik entwickeln wir gerade eifrige Ideen. Im Frühjahr wird es für eine Dokumentation nach Dänemark gehen. Im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen aus dem dokumentarischen Bereich wollen wir aber weniger investigative Themen behandeln und Dinge aufdecken, sondern kulturell wertvolle Aspekte beleuchten und Lust auf mehr machen.