Die eigenen Stärken kennen!

Foto: Jana Reinhardt und Friedrich Hanisch von Rat King Entertainment

Rat King Entertainment: Das sind Jana Reinhardt und Friedrich Hanisch. Beide haben sich an der Burg Giebichenstein - Kunsthochschule Halle - kennengelernt, wo beide Multimedia Design studierten. Seit 2004 arbeiten sie zusammen und haben es sich gemeinsam zur Aufgabe gemacht, neue Spielmechaniken und -Konzepte auf die Reise zu schicken. Nach rund zwei Jahren Entwicklungszeit erschien Ende 2014 der first-person Puzzle-Plattformer “TRI: Of Friendship and Madness” der hallischen Entwicklerschmiede. Seit dem Release konnte das Spiel viel positives Feedback einsammeln. Zu TRI und Rat King haben wir ein Interview mit Jana Reinhardt und Friedrich Hanisch geführt.

Trotz AAA- beziehungsweise tripple-A-Titeln mit Entwicklungsbudgets im mehrstelligen Millionenbereich scheint der Bereich Gaming immer noch einen Exotenstatus zu genießen. Wie beurteilen Sie die aktuellen Entwicklungen in diesem Bereich beurteilen? 


 

Friedrich Hanisch: Gaming an sich ist schon lange nichts Exotisches mehr. So gut wie jeder hat ein paar Games auf dem Smartphone. Klar, das ist nur ein Teil des Spektrums. Aber das ist auch das Schöne an der Welt der Spiele, dass sie so divers ist und eben nicht nur die großen Spiele mit den noch größeren Budgets Erfolg haben können und viel Spaß machen.


 

Der "Exostenstatus" kommt eventuell von der teilweise etwas einseitigen Berichterstattung in den Medien außerhalb der Spiele-Presse, und vielleicht von der etwas flachen Themenwahl der großen Spieletitel. Im Endeffekt haben Computerspieler aber kein groß anderes Hobby als Comic-Leser oder Film-Fans, und wird unseres Erachtens auch mehr und mehr als solches akzeptiert.


 

Sie haben sich wie gesagt während des Studiums kennen gelernt. Warum haben Sie sich für die Spiele-Entwicklung entschieden? Was reizt Sie an diesem Bereich und wo sehen Sie Herausforderungen?


 

Friedrich Hanisch: Wir sind wie viele unserer Generation mit Videospielen aufgewachsen. Ich persönlich hatte mich auch schon früh dafür interessiert, wie man selbst welche machen könnte. Meine ersten zaghaften Versuche bestanden darin, Code-Listings für den C64 abzuschreiben. Während des Studiums und auch danach lag es da nur nahe, sich weiter damit zu beschäftigen — unser Studiengang Multimedia|Virtual-Reality-Design an der Burg Giebichenstein in Halle war sehr förderlich, auch weil wir in unserer Projektwahl oft sehr frei waren.


 

Mich reizt an Spielen vor allem die Kombination so vieler Bereiche — Musik, Grafik, Geschichte und vor allem Interaktion. Darin besteht auch seine größte Herausforderung: all das zu einem stimmigen Gesamtpaket zu schnüren, das kann selbst bei einem sehr kleinen Projekt manchmal sehr viel Arbeit sein.


 

Rat King bewegt sich im Bereich der Independent Game Entwickler. Mit der Indie-Arena haben Sie, Frau Reinhardt, zusammen mit Martin Nerurkar von SharkBomb aus Berlin ein Format für die deutschsprachige Indie-Szene ins Leben gerufen, das es bis auf die Gamescom, einem der weltweit größten Messe-Events im Bereich Gaming und Unterhaltungssoftware, geschafft hat. Wie ist euer persönlicher Blick auf die Indie-Szene? Frau Reinhardt was war Ihre Motivation zur Gründung der Indie-Arena? Sind Sie 2015 wieder auf der Gamescom?


 

Friedrich Hanisch: Es war hochinteressant, dort mal ausgestellt zu haben. Wir haben dazu sogar einen Podcast aufgenommen.


Jana Reinhardt: In Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan! Noch 2009 konnte man nur mit einer sehr angestrengten Google-Suche eine Handvoll Hobbyteams entdecken, die es teilweise gar nicht mehr gibt. Dagegen lerne ich heute fast täglich junge Entwickler kennen, die ihr eigenes Studio gründen oder sich zumindest selbstständig machen wollen. Daran ist sicher auch unser Forum Indie Arena beteiligt. Wir versuchen so viele Entwickler wie möglich zusammenzubringen, sie untereinander zu vernetzen um sich über Probleme, Erfolge, Events oder Kontakte auszutauschen. Stände wie der bei der Gamescom wurde dank Oliver Eberlei entworfen und umgesetzt. Ideen zur gemeinsamen Präsentation stammen meist aus der Community selbst und finden dank der vielen Mitglieder — 400 sind es inzwischen — auch genug Interessenten zum Mitmachen. Natürlich tragen dazu auch die inzwischen etablierten Entwickler wie Black Pants Studio (Tiny&Big), The Last Tinker (Mimimi Productions) oder die Threaks (Beatbuddy) bei, die Fans von Indiegames ein Name sein dürften. Ob wir dieses Jahr auch wieder bei der Gamescom als Aussteller auftreten ist noch nicht ganz klar, aber als Besucher sind wir ganz bestimmt vor Ort.