Welche Ideen gibt es im Umgang mit der Corona-Pandemie? Mit dieser Frage beschäftigten sich im März mehrere zehntausend Freiwillige bei einem Hackathon der Bundesregierung. Chris Walter aus Halle (Saale) war beim Ideenwettbewerb #WirVsVirus dabei. Im Interview spricht der Industriedesign-Student der Burg Giebichenstein und BESTFORMer über die digitale Massen-Veranstaltung und wie sich die aktuelle Situation auf seine Arbeit auswirkt.
Chris, Du hast mit einem großen Team am Hackathon teilgenommen. Erzähle uns bitte, an welchen Lösungen für Probleme der Corona-Krise Ihr gearbeitet habt!
Die Idee eines „Virustrackers“ mittels Smartphone kam uns bereits vor dem Hackathon. Entsprechend haben wir beim #WirVsVirus die Idee kommuniziert und nach Mitstreitern gesucht. Dies alles passierte innerhalb einer Plattform, wo über 50.000 Menschen mitgemacht haben. An einem Abend ist unser Team von vier Personen auf mehr als hundert gewachsen. Wir organisierten uns über das Wochenende und jeder steuerte seinen Teil bei. Am Ende kristallisierte sich ein Kernteam von etwa 20 Menschen heraus, die jeweils mit ihren Fähigkeiten das Projekt unterstützten und immer noch unterstützen.
Was hat Dich motiviert am Hackathon teilzunehmen?
Wir wollten einfach mit unseren individuellen Fähigkeiten helfen. Ein angenehmer Nebeneffekt war, dass sich der Hackathon als gute Beschäftigung erwies, bei der ich tolle Menschen kennengelernt habe.
Einige der Lösungen, die beim Hackathon entwickelt wurden, sollen jetzt umgesetzt werden. Ist Eure Idee auch dabei?
Das Robert-Koch-Institut, kurz RKI, hat eine solche App inzwischen veröffentlicht. Unser Ansatz macht nur Sinn, wenn sehr viele Menschen als Nutzer vorhanden sind. Es sollte nur eine App beziehungsweise eine API (Programmierschnittstelle, Anm. d. Red.) geben, die alle Tracker-Apps miteinander verbindet. Da wir mit unserer App „PANDOA“ bereits sehr weit fortgeschritten sind, haben wir dem RKI unsere Hilfe angeboten, und es wurde uns signalisiert, dass derzeit eine abgeschlossene Bewertung der Ergebnisse abgewartet werde, daraus könnten sich Angebote zur Zusammenarbeit ergeben. Wir sind natürlich sehr gern bereit, unser Wissen beziehungsweise unseren Open-Source-Quellcode zu teilen.
Wie wirkt sich die aktuelle Situation auf Deine Arbeit aus?
Wir haben Anfang dieses Jahres unser Start-up „wirewire“ gegründet. Hier entwickeln wir einen digitalen Medikamentenspender, welcher via App den Patienten oder das Pflegepersonal über die pünktliche Medikamenteneinnahme informiert. Dabei arbeiten wir viel digital, sodass es uns nicht an Arbeit mangelt und wir nicht so sehr von Auswirkungen der Corona-Krise betroffen sind. Ich persönlich verdiene zusätzlich noch Geld mit technischen Installationen und Kunstwerken, die ich in Museen ausstelle. Leider wurden einige Eröffnungen jetzt um fast ein Jahr verschoben. Ich versuche, positiv zu bleiben.
Du warst 2019 zusammen mit Alexander Kornejewez und Tizian Erlemann für den BESTFORM-Award nominiert. Wie hat sich Euer Projekt „Kybernit – Adaptive 3D-Druck-Technologie und ihre Folgen für die heutige Architektur“ seitdem entwickelt?
Ich schreibe zurzeit meine Masterthesis an der Burg Giebichenstein. Hier gehe ich konkret auf das Projekt ein und entwickle es weiter. Es bleibt spannend!
#WirVsVirus – Der Hackathon der Bundesregierung
Der #WirVsVirus Hackathon ist im März 2020 kurzfristig ins Leben gerufen worden. Unter dem Motto „Wie können wir als Gesellschaft die Herausforderungen, die im Zuge der Corona-Krise entstehen, mit neuen Lösungen gemeinsam meistern?“ wurde ein digitaler Raum geschaffen, in dem an Ideen gearbeitet werden konnte. In 48 Stunden entwickelten vom 20. bis zum 22. März 2020 mehr als 28.000 TeilnehmerInnen über 1.500 Ideen. Damit einige der Lösungen schnell umgesetzt werden und nutzbar gemacht werden können, wurde das „#WirVsVirus Solution Enabler Programm“ – ein Umsetzungsprogramm – ins Leben gerufen.
Mehr Informationen zu #WirVsVirus:https://wirvsvirushackathon.org/
Mehr zum Solution Enabler Programm:https://wirvsvirushackathon.org/weiterfuehrung-2/
