Auf das eigene Bauchgefühl hören!

Foto: Malte Müns von Münsmedia bei seinem Vortrag auf der ersten FuckUp Night in Magdeburg

Im Dezember fand in Magdeburg die erste FuckUp Night statt. Bei dem Format dreht sich alles um Pleiten, Pech und Pannen und den wertvollen Erfahrungen, die man daraus ziehen kann. Organisiert wurde die Veranstaltung in Magdeburg unter anderem von Münsmedia. Wir haben die Gelegenheit genutzt und direkt bei Münsmedia nachgefragt, wo Sachen schief gelaufen sind und was man daraus lernen konnte. Das Interview führten wir mit Nino Müns.

Beschreiben Sie bitte kurz, was in Ihrem Unternehmen einmal schiefgelaufen ist und welche Folgen das hatte!

Vor rund anderthalb Jahren bestellte eine Anruferin, die sich als Freundin einer Kundin ausgab, eine Webseite bei uns. Sie sagte, dass das Design bereits fertig ist und wir sofort loslegen könnten. Das hörte sich im ersten Moment wirklich gut für uns an – eben ein schnelles Projekt. Wir haben ein günstiges Angebot geschrieben. Aber dann kam alles anders:

Monatelang meldete sich die Kundin nicht, dann erhielten wir ein paar Mails. Nach einer Pause teilte sie schließlich mit, dass sie nun selbst Webseiten erstellen kann und nicht mehr auf unsere Leistungen angewiesen ist. Wir haben den Auftrag schnell abgerechnet. Aber bezahlt wurde die Rechnung nicht. Wir mussten klagen. Einen Aktenordner füllt der Papierkram mit dem Anwalt, der Kundin und ihrem Rechtsbeistand. Geendet hat alles mit einem Vergleich. Ein großes Problem war, dass die Kundin geschäftlich im Ausland aktiv ist – in Südafrika kann man sie nur schwer verklagen.

Welche Konsequenzen haben Sie daraus gezogen?

Wir haben gelernt, dass es keine Quick-Jobs gibt, und man definitiv einen langen Atem haben muss. Und dass man durchaus auch auf sein Bauchgefühl hören sollte. Eigentlich war uns ja schon nach wenigen Mails klar gewesen, dass sie sehr speziell war. Von solchen Fällen lassen wir jetzt lieber die Finger. Dass die Chemie zwischen uns und den Kunden stimmt, ist uns wichtig. Bei Kunden, die im Ausland agieren, machen wir jetzt immer Vorkasse.

Was machen Sie heute? Was haben Sie verändert?

Wenn die Chemie nicht stimmt – und man merkt das wirklich schon bei einem Telefonat oder einem persönlichen Gespräch – dann gibt es auch kein gemeinsames Projekt. Das führt nachher nur zu Ärger und schlussendlich verdient nur der Rechtsanwalt daran.

Was raten Sie aufgrund dieser Erfahrungen anderen Unternehmern, Existenzgründern und Start-Ups?

Man sollte unbedingt auf das eigene Bauchgefühl hören! Hellhörig kann man werden, wenn der Kunde hinterfragt, ob man kompetent genug ist oder das Projekt am liebsten schon gestern abgeschlossen hätte. Ein Grund, nachzufragen, ist auch, wenn gesagt wird, dass „eigentlich schon fast alles fertig ist“ und darum nicht viel kosten soll. Generell ist kein Geld der Welt den Ärger vor Gericht wert. Wir raten daher, mit Menschen zusammen zu arbeiten, bei denen man ein gutes Gefühl hat. Vielleicht hilft es, wenn man sich vorstellt, wie es wäre, wenn man ihnen sein eigenes Auto übers Wochenende ausleiht. Grundsätzlich kann es auch nicht schaden, beim vorigen Dienstleister anzufragen, ob mit dem Kunden alles gut gelaufen ist.

Wie wichtig ist es Ihnen, sich innerhalb der Branche und auch darüber hinaus, zu vernetzen?

Uns ist eine Vernetzung sehr wichtig. Je mehr Leute man kennt, desto weniger schlechte Erfahrungen muss man selbst machen, weil man von den Erlebnissen anderer Unternehmen profitieren kann. Genau darum geht es auch bei der FuckUp Night. Dort sprechen Unternehmer, Selbstständige und Berufstätige darüber, was bei ihnen schiefgelaufen ist. Die nächste Ausgabe findet übrigens im März statt. Es ist gut, über Dinge, die schiefgelaufen sind, zu sprechen. Davon kann man lernen!

Das Unternehmen: Die Münsmedia GbR wurde im Jahr 2009 gegründet und hat ihren Sitz in Magdeburg. Zu den Arbeitsschwerpunkten des Unternehmens gehören die Entwicklung von Webapplikationen und Websites.