Diese App bleibt im Gedächtnis

Start-Up „neotiv“ entwickelt Technologie für Alzheimerforschung und -therapie

Im Verborgenen zu arbeiten, liegt Dr. Chris Rehse und Jana Schumann nicht. Im Gegenteil, die Mitbegründer der „neotiv GmbH“ gehen gern in die Öffentlichkeit. Sie arbeiten mit ihr und für sie. Das Magdeburger Start-Up entwickelt digitale Lösungen zur frühen Erkennung und Verlaufskontrolle von Gedächtnisproblemen. Die erste Version ihrer „neotiv®-App“ entstand während Forschungsarbeiten an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OvGU). 2017 wurde daraus das gleichnamige Unternehmen, in dem heute mehr als 20 Mitarbeiter beschäftigt sind. Zurzeit entwickelt das Team aus Wissenschaftlern, Softwareentwicklern und Medizinern eine mobile App für Smartphones und Tablets – eine „moderne Fortsetzung“ ihrer App, die mit spielerischen Tests eine langfristige Begleitung des Gedächtnisses ermöglicht. „Gefüttert“ werden die Anwendungen mit Ergebnissen, die „neotiv“ bei Forschungsprojekten sammelt. Dazu gehört das jüngst gestartete bundesweite Bürgerforschungsprojekt, bei dem Freiwillige die Arbeit der Wissenschaftler unterstützen und Daten sammeln. In Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen und dem Institut für kognitive Neurologie und Demenzforschung wird nach einer erfolgreichen Pilotierung in Sachsen-Anhalt mit Sachsen-Anhalts Sozialministerin Petra Grimm-Benne als Schirmherrin, nun bei einer bundesweiten Erhebung der Einfluss grippaler Infekte und Schlaf auf die Merkfähigkeit im Alltag untersucht – also ein erster Schritt getan in die Erforschung der Gedächtnisleistung gesunder Menschen unter verschiedenen Einflüssen gemacht werden. Für die Erfassung wissenschaftlicher Daten stellt das Magdeburger Unternehmen hier seine mobile App kostenlos zur Verfügung. Der Startschuss für das Bundesforschungsprojekt „Gemeinsam Gedächtnis erforschen“ ist Anfang Februar gefallen.

Eine solche Verzahnung mit Forschern und der Praxis gehört zu den Grundsätzen des Start-Ups. Auch kreativ zu sein, um die Ecke zu denken, mit Partnern zu arbeiten. „Interdisziplinäre Ansätze sind für uns die Voraussetzung, im wachsenden e-health-Markt mitzumischen“, sagt Dr. Chris Rehse. 2017 konnten die Magdeburger mit dieser Herangehensweise viele Punkte bei der Jury sammeln, die ihren Beitrag beim Landeswettbewerb BESTFORM bewertet hatte. Mit ihren kreativen Ansätzen in Verbindung mit der Technologie haben sie viel Eindruck gemacht.

Unternehmen und das digitale Portfolio sind seitdem weiter gewachsen. In die „neotiv®-App“ sind Untersuchungen eingeflossen, die sich mit der Abhängigkeit von Gedächtnisfunktionen von Hirn-Regionen beschäftigen, die im „klassischen“ Verlauf zuerst von Alzheimer betroffen sind. „Wir versuchen, Veränderungen früh zu erkennen, sodass eingegriffen und der Krankheitsverlauf hinausgezögert werden kann“, erklärt Dr. Chris Rehse. Die Forschung und Entwicklung hört für ihn und sein Team nie auf. „Wir sehen unsere App als Tor zur Alzheimer-Prävention und Intervention“, meint er. „Patienten und Mediziner könnten gemeinsam gegen die Krankheit vorgehen. Vielen Menschen könnte die App zudem helfen, ihren Lebensstil zu verändern, um Demenzrisiken zu reduzieren.“ Daneben hat das Unternehmen auch die Diagnostik im Blick. „Ärzte können mit unserer App Veränderungen erfassen und die Therapie kontrollieren“, meint Dr. Chris Rehse.

Mit Prototypen lässt „neotiv“ die Zwischenstufen ihrer digitalen Produkte beurteilen, um zu sehen, ob potentielle Nutzer damit zufrieden sind. Früher hätten sie vor dem Sprung auf den Markt immer erst alles fertig gemacht, so der Firmen-Mitgründer: „So sind wir jetzt aber viel dichter dran am Nutzer, der alles möglichst einfach und intuitiv handhaben möchte, auch, wenn das Thema noch so komplex ist.“

www.neotiv.com
www.buergerforschung.neotiv.de
www.bestform-sachsen-anhalt.de 


Beitrag aus Der Markt in Mitteldeutschland, 02/2019